Freitag, 20. Januar 2017

{Rezension} Die Dämonenakademie 1 - Der Erwählte


Der 15-jährige Waisenjunge und Hufschmiedlehrling Fletcher hat es nicht leicht in seinem Dorf. Vor allem Didric, der verwöhnte Sohn des reichsten Mannes, macht ihm das Leben zur Hölle. Doch dann entdeckt Fletcher, dass er die seltene Gabe besitzt, einen Dämon zu beschwören – den feuerspuckenden Ignatius. Als Fletcher eines Verbrechens angeklagt wird, das er nicht begangen hat, müssen er und Ignatius fliehen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu einer geheimnisvollen Akademie, auf der Fletcher zum Dämonenkrieger ausgebildet werden soll, denn Orks drohen, die Welt der Menschen zu überfallen. Für den jungen Hufschmied und den kleinen Dämon beginnt das größte und gefährlichste Abenteuer ihres Lebens.


 
„Ein Waisenjunge mit besonderen Fähigkeiten, von denen er bis kürzlich noch nichts wusste, kommt an eine Schule, an der genau diese Fähigkeiten gelehrt werden. Dort lernt er zwei Freunde kennen, einen Jungen und ein Mädchen, die selbst beide Außenseiter sind.“- Klingt ein bisschen zu offensichtlich nach einem Abklatsch von Harry Potter, nicht wahr? Mir sind diese Parallelen allerdings erst aufgefallen, als eine Freundin mich drauf ansprach, nachdem ich ihr was vom Inhalt erzählt hatte. Im Grundgerüst mögen sich beide Bücher(-Reihen) vielleicht ähneln, im Prinzip sind sie aber doch von Grund auf verschieden.
„Die Dämonenakademie“ vereint typische Elemente aus dem High-Fantasy (wie beispielsweise Orks, Elfen, alte Burgen und Kriege) mit neuen Ideen und einem sehr erfrischenden, leichten Schreibstil. An und für sich konnte ich sogar während des Lesen verfolgen, wie der Autor immer besser geworden ist und sich immer mehr in das Schreiben und die Geschichte einarbeitete. Fortschritte sind also deutlich bemerkbar, auch wenn der Schreibstil zu Beginn noch etwas unbeholfen wirkt. Auch sind einige Dinge etwas zu utopisch.- Beispielsweise die Tatsache, dass die Schüler nur drei oder vier Tage Schule haben, viel Freizeit und auch eine Menge Geld bekommen, das sie in der nächstgelegenen Stadt auf den Kopf hauen können. Ich selbst fand das etwas unrealistisch, kann mir aber vorstellen, dass das für das jüngere Publikum ansprechender ist. Der Autor hat aber auch thematisch Fortschritte gemacht. Zwar wirkt, wie bereits gesagt, der Beginn des Buches noch recht kindlich, doch gewinnt „Die Dämonenakademie“ auf den letzten hundert Seiten noch einmal sehr an Tiefe, neuen Ebenen und auch reiferen und düsteren Themen (Folter, Kämpfe, Rassismus, Klassengesellschaften etc.). Die Figuren machen also auch eine kleine Verwandlung durch, wenn auch nicht allzu krass. Fletcher hört aber beispielsweise auf, zu geschwollen für sein Alter zu reden, was für meinen Geschmack schon ein riesiger Schritt in die richtige Richtung war.

Einen Hauptprotagonisten wie Fletcher habe ich selten in Jugend-/Fantasyromanen getroffen. Er ist (anfangs) sehr schmutzig, durchschnittlich begabt, hat mehr Schwächen als Stärken und tritt immer wieder in Fettnäpfchen. Aber das macht ihn so sympathisch, denn er ist kein Alleskönner, der von jetzt auf gleich die Welt erobert, sondern ein einfacher Junge, der unter wirren Umständen an einen Dämon geraten und nun an einer Akademie gelandet ist, an der er auch mehr Feinde als Freunde hat.

Das Verzeichnis, beziehungsweise das Kapitel zur „Dämonologie“ hat mich besonders fasziniert. Es gibt Skizzen von den verschiedenen Dämonen, zusammen mit einem Steckbrief zu ihren Fähigkeiten, ihrer Manastufe, ihren Besitzern und und und. Zeitweise hatte ich deshalb auch das Gefühl, ein Pen&Paper-Rollenspiel in Buchform zu lesen, da es für die Dämonen und ihre Bändiger eben besondere Entwicklungsstufen gibt, man Dämonen gewissermaßen „freischalten“ kann und man Mana hat, das sich aufladen muss und das man für Magie einsetzen kann. Ein bisschen schade finde ich es dabei, dass die Dämonen, die meiner Meinung nach eigentlich Gefährten für die Beschwörer sein sollten, eher als Werkzeuge betrachtet werden. Man riskiert ihre Leben aus recht unwichtigen Gründen, kommandiert sie barsch herum und legt in großen Teilen nur Wert auf ihre Stärke. Fletcher und seine Freunde behandeln ihre Dämonen zwar nicht derart schlecht, allerdings tun das viele andere Schüler und auch Erwachsene.

Die Kapitel im Buch sind recht kurz, haben meist so um die 10 Seiten und alles ist in recht großer Schrift geschrieben. Außerdem sind die Konversationen der Figuren größtenteils relativ simpel und kurz gehalten, doch hatte ich beim Lesen nicht das Gefühl, für das Buch „zu alt“ zu sein. Da aktuell sowieso nur Stress um mich herum ist, hat mir „Die Dämonenakademie“ jeden Tag geholfen, für eine Weile den Kopf freizubekommen. Und da das Ende schon deutlich eher in die Richtung „erwachsene Jugend“ geht, habe ich die Hoffnung, dass sich das im zweiten Band fortsetzt, denn den möchte ich auch auf jeden Fall lesen.


"[...] Die Soldaten, die im Anschluss das Massengrab aushoben und das Leder mit hineinwarfen, wussten vermutlich nicht einmal, was sie da in den Händen hielten."
Seite 277

"Ganz recht, mein Kleiner", flüsterte er. "Kämpfe schmutzig. Den edlen Kampf überlassen wir den Edelleuten."
Seite 469


Definitiv bemerkbar ein Erstlingswerk, das aber viel Potential hat und deutliche Schritte in die richtige Richtung macht.

5/7

 
 
ISBN: 978-3-453-26984-2

Die ganze Trilogie:


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